Mit dem Bus ging es los, morgens um 9, aus dem kalten Walldorf. Und wir kamen im wunderschön verschneiten Kloster Maulbronn an, der am besten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlage nördlich der Alpen. Kurze Wartezeit, bis unsere Führung losging – und schon hatten die nicht gerade schneeverwöhnten Kurpfälzer Jugendlichen einen Schneemann gebaut und eine Schneeballschlacht angezettelt. Aber wie hübsch sah das Kloster aus, mit schneebedeckten Dächern und den weißen Weinbergen außen rum.
Dann ging es los zur Klosterführung. Und wir haben so viel gesehen: Die Klosteranlange, die schon über 800 Jahre dort steht. Eigentlich ein kleines Dorf, denn die Zisterziensermönche, die sich in Maulbronn angesiedelt haben, waren zur Versorgung auf sich selbst gestellt. Und so ist die Landschaft um Maulbronn geprägt von Weinbergen, die die Mönche angelegt haben, von Fischteichen – Fisch galt im Mittelalter als „Flussgemüse“ und durfte auch in Fastenzeiten gegessen werden – und von durch das Kloster bewirtschafteten Äckern und Weiden. Die alte Schmiede, die Zehntscheuer, der Brauereikeller und die lange Wehrmauer um das Kloster herum sind gut erhalten. Und alle Gebäude sind bis heute bewohnt. Sogar das Rathaus von Maulbronn ist im Kloster angesiedelt.
Dann ging es in das eigentliche Kloster. In den 30er und 40er Jahren des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster evangelisch. Die beeindruckende Klosterkirche – zweigeteilt für Laienmönche und „vollwertige“ Mitglieder des Konvents – wird heute in der warmen Jahreszeit als evangelische Kirche genutzt. Für den Winter gibt es im Klostergebäude noch eine „Winterkirche“ mit Heizung.
Wir haben die alten Räume bestaunt und fragten uns, angesichts unserer kalten Füße, wie man hier vor 800 Jahren leben konnte. Frau Kanner, die uns durch das Kloster führte, hat erzählt: Von kargen Mahlzeiten, die schweigend eingenommen werden mussten, während ein Mönch vorlas. Von harter Arbeit der Laienmönche in den Ländereien des Klosters. Von den Tagzeitgebeten – von mitten in der Nacht bis zum späten Abend jeweils eine Stunde. Und von strengen Regeln der Armut und der Keuschheit und des Gehorsams. Viel Wissenswertes haben wir gelernt: Die Menschen im Mittelalter haben den ganzen Tag über bevorzugt dünnes Bier oder Wein getrunken, weil das Wasser verunreinigt war. Und wussten Sie, dass der Ausdruck „halt die Klappe!“ aus dem Kloster kommt? Die Sitze der Mönche in der Kirche waren eigentlich Klappstühle. Diese Klappe machte immer Lärm, wenn man sie unbedacht los ließ. Darum gab es immer wieder die Aufforderung zu den Gebetszeiten: „Halt die Klappe!“, für: „Sei leise!“.
Maulbronner Anekdoten kamen auch nicht zu kurz. Die Maultaschen wurden angeblich hier erfunden: Ein Mönch war zu einem großen Stück Fleisch gekommen. Aber es war Fastenzeit. Da kam er auf die Idee, es mit Kräutern zu mischen und in Nudelteig einzurollen. In der Hoffnung, dass weder die Mitbrüder noch Gott merkten, dass sie da in der Fastenzeit Verbotenes aßen. „Herrgottsbscheißerle“ heißen darum die Maultaschen im Schwäbischen bis heute.
Oder die schöne Geschichte vom Mönch, der sich einen elften Finger wünschte: Im Speisesaal gibt es eine Rinne, in die Wein hineingeflossen ist. An Festtagen durfte jeder Mönch seine Fingerspitzen in den Wein tauchen und sie dann ablecken. Einer war so begeistert, dass er sich einen elften Finger wünschte, damit er mehr von dem guten Wein genießen könnte. Die Legende sagt, dass das nahegelegene Weingut Elfinger daher seinen Namen hat.
So viele schöne Räume haben wir gesehen und erfahren, dass bis heute das Kloster eine Evangelische Internatsschule beherbergt, in der man von der 9. Klasse an das Abitur machen kann. Hermann Hesse war einer der berühmtesten Schüler dort.
Ordentlich durchgefroren und mit kalten Füßen ging es dann in den Seminarraum der Klosteranlage. Dort waren die Konfis dann eingeladen, jeweils eine Keramiktasse mit mittelalterlichen Motiven zu bemalen und nebenbei ihr mitgebrachtes Vesper zu essen. Auch das wurde begeistert angenommen und die Tassen landeten inklusive Brennanleitung in den Taschen der Konfis.
Mit vielen Eindrücken und neuen Erfahrungen sind wir dann nachmittags wieder in Walldorf in der modernen Welt gelandet.