D I A K O N I E
„Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
3. Mose 19,18
Jesus von Nazareth hat das Doppelgebot der Liebe vorgelebt wie kein Anderer. Seine Worte und Taten galten ganz besonders den scheinbar Schwachen oder Ausgegrenzten: den Kindern, Alten und Kranken. Bis heute bildet der diakonische Auftrag ein Kernelement des Christentums. Auch in Walldorf stellen viele Menschen, angetrieben von dieser Botschaft, ihre Zeit und Kraft in den Dienst für den Nächsten.
Wenn die Kirche zu Besuch ist
Jede Woche machen sich Ehrenamtliche der Evangelischen Kirchengemeinde Walldorf auf, um vor allem ältere Menschen, die Geburtstag haben oder einsam sind, zu Hause zu besuchen. Die Begegnungen sind eine Bereicherung für beide Seiten.
Gisela Himmele ist für die Evangelische Kirchengemeinde Walldorf so etwas wie die gute Seele. Ihr warmherziger und offener Umgang mit den Menschen macht sie zu einer beliebten Gesprächspartnerin. Seit über 40 Jahren engagiert sie sich ehrenamtlich in der Gemeindearbeit. Den Besuchsdienst kennt sie seit den Anfängen 1975: „Mein Mann war damals im Kirchengemeinderat, und zusammen mit einigen Frauen haben wir uns aufgemacht, andere Gemeindemitglieder bei besonderen Anlässen zu besuchen.“ Bis heute ist Gisela Himmele dieser Tätigkeit treu geblieben.
„Die Gespräche empfinde ich als sehr bereichernd“, sagt sie. „Ich lerne Gemeindemitglieder kennen, denen ich sonst nicht begegnen würde.“ Gemeinsam mit sieben weiteren Frauen und den Pfarrern trifft sie sich einmal im Monat, um die Liste der Geburtstage durchzugehen und entsprechend aufzuteilen. Besucht werden ältere Gemeindemitglieder. Die runden Geburtstage übernehmen die Pfarrer. „In unserer Gemeinde leben viele ältere Menschen, die auf sich allein gestellt sind und sich ganz besonders über einen Geburtstagsbesuch freuen“, weiß Gisela Himmele.
An einem Samstagvormittag, Ende März, schwingt sich Gisela Himmele auf ihr Fahrrad. Auf ihrer Besuchsliste steht Liselotte Winkelmann, die am Vortag ihren 89. Geburtstag gefeiert hat. Durch ihre langjährige Arbeit in der Kirchengemeinde kennt Gisela Himmele viele Menschen in Walldorf, aber diesmal weiß sie nicht, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Etwas nervös klingelt sie an der Wohnungstür. „Oft freuen sich die Menschen über unseren Besuch“, sagt sie. „Aber manchmal werden wir auch abgewiesen.“ Als die Tür aufgeht, entspannen sich ihre Gesichtszüge.
„Ach Sie sind das!“, sagt Gisela Himmele freudig. „Ich wusste nicht, dass Sie Winkelmann heißen! Das ist ja ein schöner Zufall.“ Beide Frauen kennen sich. Vor einigen Jahren hat die Enkelin von Liselotte Winkelmann in derselben Straße wie Frau Himmele gewohnt. Sie verstehen sich auf Anhieb, die Gesprächsthemen sind schnell gefunden. Frau Winkelmann, die ursprünglich aus Magdeburg stammt und seit 2009 in Walldorf wohnt, erzählt von ihrer Familie, zeigt ihr aktuelle Fotos. „Das ist meine Urenkelin Greta bei ihrem Abschlussball in der Tanzschule“, erzählt sie stolz.
Schnell ist eine halbe Stunde vergangen. Gisela Himmele möchte sich verabschieden. „Bleiben Sie doch noch ein bisschen“, sagt Frau Winkelmann. „Es ist schön, dass Sie da sind.“ Ein wenig bleibt sie noch, dann radelt Frau Himmele zurück nach Hause, ein Lächeln auf dem Gesicht. „Das war so ein positives Gespräch heute. Es wird mich noch das ganze Wochenende über während der Gartenarbeit begleiten.“
Der Besuchsdienst der Evangelischen Kirche Walldorf besteht aus sieben ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und den Pfarrern. Besucht werden Gemeindemitglieder zum 70. Geburtstag, ab dem 75. Geburtstag werden die Jubilare dann jedes Jahr besucht.
KINDERGARTEN: Die Kirchengemeinde fungiert hier als Träger und arbeitet sowohl im religionspädagogischen als auch im organisatorischen Bereich der Verwaltung eng mit der Leitung und dem 20-köpfigen Team des Kindergartens zusammen. 125 Kindern bietet der Kindergarten die Möglichkeit, sich zu entwickeln, ihre Fähigkeiten auszubauen, Neues zu entdecken und neugierige Fragen zu stellen. Auf die enge Anbindung an die Kirchengemeinde ist diese stolz. Gemeinsam werden Gottesdienste gefeiert und religionspädagogische Angebote entwickelt, alles basierend auf einer wertschätzenden, vertrauensvollen und konstruktiven Zusammenarbeit mit den Erzieherinnen.
ARBEIT MIT GEFLÜCHTETEN: Schon 2013 hat unsere Kirchengemeinde auf die Situation von Menschen mit Fluchterfahrung in Walldorf hingewiesen und durch einen Runden Tisch dafür gesorgt, dass dieses Thema mehr in den Blickpunkt rückt. Daraus entwickelte sich der Arbeitskreis Asyl, dessen Arbeit unsere Kirchengemeinde unterstützt. Durch Fundraising, Seelsorge, aber auch durch das Öffnen des Gemeindehauses für Angebote, Sprach- und Integrationskurse wurde so stets auch die Handschrift unserer Kirchengemeinde im Auftrag für unsere Nächsten deutlich. Heute feiern Christen aus Syrien und dem Iran mit uns gemeinsam Gottesdienst und sind im Gemeindeleben integriert.
FAMILIENZENTRUM: Die Evangelische Kirchengemeinde Walldorf engagiert sich seit 2017 in einer Trägergemeinschaft mit der katholischen Pfarrgemeinde, dem Verein „Zipfelmützen“ und der Stadt Walldorf für das Familienzentrum und war vorab maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung der Idee „Familienzentrum Walldorf“ beteiligt. Die Vernetzungsarbeit der pädagogischen Leitung und die ausgewählten Angebote machen das Familienzentrum seit 2013 zu einem verlässlichen Partner für Familien und Einrichtungen in Walldorf. Seit Mai 2016 hat das Büro des Familienzentrums seinen Platz im evangelischen Gemeindehaus gefunden.
FRÖHLICHES FRÜHSTÜCK: Auch auf Initiative unserer Kirchengemeinde entstand im Frühjahr 2014 das „Fröhliche Frühstück“. Einmal im Monat laden wir in Kooperation mit der Generationenbrücke e.V. und der katholischen Pfarrgemeinde alle Walldorfer Bürger zu einem Frühstück ein. In gemütlicher Atmosphäre findet man zusammen, um sich über Gott und die Welt auszutauschen. Ein breites Team von Ehrenamtlichen ermöglicht dieses besondere Angebot. Die Vernetzung mit unseren Kooperationspartnern ist uns ein wichtiges Anliegen, um zu zeigen, dass wir gemeinsam für die Menschen unserer Stadt unterwegs sind.
Fotos (von oben nach untern):
Evang. Kirchengemeinde, Christiane Désiré, Christiane Désiré, Pfeifer Pressebild, Fotolia, Evang. Kirchengemeinde