STIFTUNG

D A M I T  U N S E R E  K I R C H E  Z U K U N F T  H A T


 

Auch wenn es noch nicht zu erkennen ist, die Kirchen in Deutschland stehen vor drastischen Veränderungen. Insbesondere durch den demographischen Wandel wird die Zahl der Kirchenmitglieder bis 2040 um etwa ein Drittel sinken. Dazu wird der Renteneintritt der „Babyboomer“ zu überproportionalen Einnahmeausfällen bei der Kirchensteuer führen. Solche extremen Veränderungen haben konkrete Auswirkungen auf die kirchliche Arbeit vor Ort, nicht zuletzt was die Zahl der Stellen für Pfarrer*innen und Gemeindediakon*innen angeht. Es wird sich daher nicht verhindern lassen, dass unsere Kirchengemeinde Anfang des nächsten Jahrzehnts eine ihrer bislang drei Stellen verliert – wie die Stellenlage 2030 aussehen wird, ist noch garnicht abzusehen. Auf Beschluss des Kirchengemeinderats wurde daher zum 31. Oktober 2016 die „Stiftung Evangelische Kirchengemeinde Walldorf“ errichtet und mit einem Stiftungskapital von Euro 100.000,– ausgestattet. Die Kirchengemeinde Walldorf will diesen strukturellen Veränderungen nicht nur entgegensehen, sondern sie reagiert – jetzt! Zum einen durch das unermüdliche Engagement der vielen Ehrenamtlichen, unseres Gemeindediakons und unserer beiden Pfarrerinnen. Sie alle verkünden die frohe Botschaft von der Liebe Gottes mit viel Kraft und Engagement – heute und auch in Zukunft! Zum anderen mit der Stiftungsgründung. Denn wesentlicher Stiftungszweck soll neben der Unterstützung der Arbeit der Kirchengemeinde mit Kindern, Jugendlichen, Familien und Senioren insbesondere die Finanzierung einer Pfarr- oder Gemeindediakonenstelle sein. Dafür wollen die Kirchengemeinde und der Stiftungsrat, der über die Verwendung der Stiftungserträge entscheidet, künftig werben. Zunächst soll mit einem „Stiftungsjahr“ bis zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober 2017 das Stiftungskapital durch Zustiftungen und Spenden ausgeweitet werden. Aber auch danach wird es Menschen in Walldorf brauchen, denen die Zukunft ihrer Gemeinde am Herzen liegt: die für ihre Kinder, Enkel und Urenkel bereit sind, Vermögen dieser Stiftung anzuvertrauen.

 

Stiftungsrat:
Dr. Johannes Franzkowski,
Otto Steinmann (Vorsitzender),
Carsten Himmele,
Henriette Freidhof,
Bernhard Schreier,
Anna Lena Kappe,
Rainer Dörlich,
Oliver Tuscher,

 

 

 

 

 

 


 

Ansprache des Vorsitzenden des Kirchengemeinderats anlässlich der Gründung der „Stiftung Evangelische Kirchengemeinde Walldorf“ am 31.10.2016

Sehr geehrte Damen und Herren,

beinahe 500 Jahre Reformation in Deutschland! Stand am Anfang die Reform der Kirche und der freie, eigenverantwortliche Zugang jedes Einzelnen zu seinem Gott im Vordergrund, änderten sich im Laufe der Zeit die Fragen und Herausforderungen, mit denen unsere Kirche konfrontiert wurde. Von der politischen Vereinnahmung der Religion – den kritischen Anfragen der Naturwissenschaften – der aufkommenden sozialen Frage bis hin zur Rolle der Kirche in den beiden Weltkriegen und der Schoah. Immer wieder musste der Protestantismus reagieren, sich hinterfragen und sich verändern – leider tat er das oft sehr spät – viel zu oft auch zu spät.

Wenn man so die Vergangenheit in Blick nimmt und versucht den Herausforderungen der Gegenwart zu begegnen, vergisst man leicht, dass wir auch eine Verantwortung für die Zukunft tragen. Und die Herausforderungen, die beginnend mit dem nächsten Jahrzehnt auf uns warten, werden die Kirche wieder einmal in ihren Grundfesten erschüttern und verändern! Bereits Ende 2015 bekannten sich nur noch rund 60% der deutschen Bevölkerung zu einer christlichen Kirche. Und bereits heute wissen wir, dass allein aufgrund des demographischen Wandels die Zahl der Kirchenmitglieder im Laufe der nächsten gut 25 Jahre um ca. 30% schrumpfen wird. Jedem wird klar sein, eine solch drastische Veränderung greift die Substanz der volkskirchlichen Strukturen, wie wir sie kennen, an – sowohl den Gebäudebestand als auch insbesondere das Personal!

Doch wie sollen wir reagieren? Wenn doch Zahlen nicht lügen, ist es dann nicht weiser, das Schrumpfen zu akzeptieren und sich darauf einzustellen? Also zu kürzen und ansonsten durchaus biblisch – wie die Vögel und Blumen im Gleichnis – sich nicht um die Zukunft sorgen?

NEIN! Resignation ist nämlich keine christliche Eigenschaft! Deshalb sind wir in Walldorf auch entschlossen, uns dem Unvermeidlichen nicht durch vorauseilende Anpassungen zu ergeben. Die Reaktion auf Kirchenaustritte und rückläufige Mitgliederzahlen kann nur in einem bestehen: KURS HALTEN! Wir stecken den Kopf jedenfalls nicht in den Sand! Sondern das unermüdliche Engagement unserer vielen Ehrenamtlichen jeglichen Alters, die gemeinsam mit unserem Gemeindediakon und unseren beiden Pfarrerinnen die frohe Botschaft von der Liebe Gottes in Wort und Tat verkünden, zeigen, dass die Kirche lebt und für die Menschen da ist.

Es ist diese Kraft und dieses Engagement der Menschen, die Kirche am Ort sichtbar machen, die den Protestantismus auch bei Veränderungen glaubhaft bleiben lässt – auch bei kirchenfernen Menschen! Aber – das allein wird nicht reichen. Wenn Strukturen sich verändern und Finanzmittel in der Zukunft weniger werden, dann stellt sich auch die Frage, was können wir tun, damit unsere Kinder, Enkel und Urenkel die gleichen Chancen bekommen wie wir sie hatten und haben.

Deshalb wird heute, am 31. Oktober 2016 die „Stiftung der Evangelischen Kirchengemeinde Walldorf“ gegründet. Sie soll künftigen Generationen ermöglichen, kirchliche Arbeit in der gleichen Lebendigkeit und Vielseitigkeit durchzuführen wie wir es kennen. Und dies insbesondere auch dadurch, weil es ein wesentliches Ziel dieser Stiftung sein wird, künftig eine Pfarr- oder Gemeindediakonenstelle unabhängig von den Personalschlüsseln der Landeskirche selbst zu finanzieren. Denn bei allem ehrenamtlichen Engagement, auch Ehrenamtliche brauchen die Unterstützung von engagierten und kompetenten Pfarrerinnen und Gemeindediakonen – ohne sie, ohne Haupt­amtliche, wird auch das Ehrenamt irgendwann überfordert und verschwindet. Wenn wir also in 25 Jahren in Walldorf keine personelle Mindestversorgung haben wollen, sondern ein Plus an Verkündigung, Seelsorge und Diakonie – für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Alte – dann muss diese Stiftung Erfolg haben. Und darum wird sie darauf angewiesen sein, dass es Menschen in Walldorf gibt, denen die Zukunft ihrer Gemeinde am Herzen liegt, die für ihre Kinder, Enkel und Urenkel bereit sind, dieser Stiftung Vermögen anzuvertrauen.

Dafür also stehen die „Stiftung der Evangelischen Kirchengemeinde Walldorf“ und ihr Stiftungsrat, der über die Verwendung der Stiftungserträge wachen wird. Der Stiftungsrat das sind: Isolde Dobhan, Otto Steinmann, Bernhard Schreier, Erich Dufner, Dr. Johannes Franzkowski, Oliver Tuscher und Rainer Dörlich.

Wir werden in den nächsten Jahren versuchen Menschen anzusprechen, von denen wir denken, dass sie der Kirchengemeinde eng verbunden sind und sich deshalb für den Stiftungszweck engagieren. Aber wir sind nur zu siebt – daher meine Bitte, wenn Sie Interesse haben, die Stiftung je nach ihren Möglichkeiten zu unterstützen, sprechen Sie uns Stiftungsräte, die Pfarrerinnen und die Mitglieder des Kirchengemeinderats einfach unverbindlich an. Denn es wird das Engagement von Vielen brauchen um die Stiftung so auszustatten, dass sie ihrem Ziel gerecht wird – aber, und auch das sollten wir nie vergessen: noch sind wir Viele und können es schaffen – wir werden es schaffen!

 


 

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