Abschied von Rainer Dörlich

Liebe Gemeinde,

nach beinahe 27 Jahren im Kirchengemeinderat werde ich zum Sommer aus dem Leitungsgremium unserer Kirchengemeinde ausscheiden. Seit 1995 haben Sie mir in fünf Wahlen Ihr Vertrauen geschenkt. Dafür bin ich sehr dankbar, wie auch für die vielen Begegnungen und Gestaltungsmöglichkeiten, die ich in all der Zeit geschenkt bekam. Ich habe unsere Kirchengemeinde als Ort kennengelernt, in dem auch jungen Menschen früh Verantwortung übertragen wird – in dem, unabhängig von Lebensalter oder Verwurzelung in der Kirchengemeinde, jede und jeder mit Wille zum Engagement gehört und unterstützt wird.

Unsere Kirchengemeinde war und ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Dennoch habe ich bereits vor der letzten Wahl im Jahr 2019 lange überlegt, ob ich noch die Zeit und auch die Motivation einbringen kann, die ich von mir selbst für die Ausübung meines Ehrenamtes erwarte. Nach vielen Gesprächen und letztlich vor allem aufgrund der sich damals abzeichnenden Doppelvakanz unserer Pfarrstellen, habe ich mich dann vor gut 2,5 Jahren entschieden, erneut zu kandieren. Seither ist viel geschehen, zum einen in unserer Kirchengemeinde: Beide Pfarr- und auch die Diakoninnenstelle sind inzwischen neu besetzt – glücklicherweise ohne die damals befürchteten langen Vakanzzeiten, die Corona-Pandemie stellt nicht nur uns privat, sondern auch unser Gemeindeleben vor nie gekannte Herausforderungen, und mit dem im letzten Jahr gestarteten Umstrukturierungsprogramm der Landeskirche („Reduktion und Transformation“) stehen die Gemeinden in Baden vor ganz neuen Fragen von Einsparungen bis zu gemeindeübergreifenden Kooperationen. Diese Strukturfragen und der Neustart der Gemeindearbeit nach der Pandemie werden die kommenden Jahre bestimmen und wesentlich darauf Einfluss nehmen, wie die Kirche in den 2030er Jahren aussehen wird.

Auch für mich privat gab in den letzten Monaten Veränderungen, die dazu geführt haben, dass ich mir die Frage stellen musste, ob ich all die vor der Gemeinde liegenden Veränderungen als Mitglied des Kirchengemeinderats weiter gestalten kann. Ich habe im Frühjahr des vergangenen Jahres eine neue berufliche Verantwortung wahrgenommen, die mich seither in erheblichem Maße fordert. Dies führt dazu, dass ich mein Amt als Vorsitzender des Kirchengemeinderats nicht mehr in dem Umfang und der Intensität ausführen kann, wie ich das von mir selbst erwartete. Schlimmer noch, auch meine Familie muss seither noch stärker als zuvor für Beruf und Kirche zurückstecken. Kurz gesagt, ich werde derzeit keiner meiner Rollen und Aufgaben mehr gerecht und dieser permanente Druck und die hohe zeitliche Belastung haben auch gesundheitlich Spuren hinterlassen. Sowohl die Signale meines Körpers, als auch die meiner Kinder waren und sind für mich maßgeblich für die Entscheidung jetzt mein Amt abzugeben. Ich danke Henriette Freidhof, Uwe Boch und auch Veronika Reuter, dass sie mich bei dieser Entscheidung seelsorgerlich begleitet und vorbehaltlos unterstützt haben, und auch den Mitgliedern unseres Kirchengemeinderats für ihr Verständnis.

Kirche, das sind nicht die Hauptamtlichen, die Kirchenältesten oder einzelne Personen. Kirche, das sind wir alle – ich bin und bleibe ein Teil unserer Gemeinde und hoffe, dass sich weiterhin viele Menschen in und außerhalb des Kirchengemeinderats finden, die sich für unsere Gemeinde und die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes einsetzten!

Bleiben Sie gesund! Herzlich, Ihr Rainer Dörlich

 


Foto: Dörlich

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