Wieder einmal bei Regen fanden sich mehr als 100 Menschen zusammen, um des Novemberpogroms von 1938 in Walldorf zu gedenken. Schon fast traditionell haben die Heimatfreunde „Museum im Astorhaus“ und die Evangelische Kirchengemeinde dazu eingeladen.
Nach einer Begrüßung am Marktplatz durch Pfarrer Boch und einleitenden Worten von Andy Herrmann, durfte man Andy an Orte folgen, die am 9./10. November 1938 in Walldorf eine wichtige Rolle gespielt haben. Am Hotel Zum Weißen Rössel, dem Schloßplatz und am Sparkassenvorplatz gab es jeweils einen – angesichts des Regens – kurzen Vortrag über die Geschehnisse. Man hörte von Sannchen Kramer, deren Habseligkeiten aus dem Haus geworfen und verbrannt wurden. Und davon, dass die Entzündung der Synagoge gerade noch verhindert wurde, weil man den Ortskern mit Häusern von Nazi-Funktionären schützen wollte. Klar war am Ende: Alle in Walldorf wussten von dem Geschehen, fand es doch bei hellem Tageslicht statt. Und nachweislich haben viele zugeschaut.
Fast die ganze Gruppe fand sich dann in der Evangelischen Stadtkirche zusammen. Pfarrer Boch lud zum Innehalten ein und warnte, dass wir heute auf dem fast gleichen Weg wie damals sind, dass wir aber immer noch die Chance haben, einzugreifen. Minderheiten, Andersgläubige und Menschen, die ihr Leben anders gestalten als wir, seien eine Bereicherung und keine Gefahr für unsere Gesellschaft.
Etwa 90 angezündete Kerzen im Altarraum, ein Gebet und ein Wegsegen bildeten den Abschluss der eindrücklichen Veranstaltung.
Fotos: Boch



