Beide großen Kirchen in Deutschland haben auch im Jahr 2018 weiter an Mitgliedern verloren. Zum 31.12.2018 gehörten insgesamt 21.140.599 Menschen den evangelischen Kirchen in Deutschland an, das ist ein Rückgang von rund 1,8%. Dabei standen bundesweit rund 170.000 Taufen und 25.000 Kircheneintritten ca. 340.000 evangelisch Verstorbene und 220.000 Kirchenaustritte gegenüber. Der EKD-Ratsvorsitzende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm unterstrich bei der Präsentation der Zahlen Ende Juli, wie sehr jeder Austritt schmerzt und wie dankbar die Kirche gerade deshalb für die vielen Menschen ist, die sich heute aus freier Überzeugung für die Mitgliedschaft in ihrer Kirche entscheiden. Denn ohne ihre Entscheidung für die Kirchenmitgliedschaft wäre das vielfältige seelsorgerische und gesellschaftliche Engagement von Tausenden Jugendlichen, Frauen und Männern in den Kirchengemeinden landauf, landab nicht möglich, und unser Land wäre ärmer und kälter. Für unsere Landeskirche, deren Mitgliederzahl auf 1.137.405 zurückging, dankte der neue Leiter des Finanzreferates der badischen Landeskirche, Martin Wollinsky, sowohl allen Kirchensteuerzahlenden und anderen Unterstützern als auch den 52.000 ehrenamtlich in den Kirchengemeinden vor Ort engagierten Menschen für ihr Bekenntnis zur evangelischen Kirche.
Letztlich bestätigt die neue Statistik die von Freiburger Forschern erstellte und im Frühsommer 2019 vorgestellte „PROJEKTION 2060“ für beide Volkskirchen. Demnach wird die Zahl der Kirchenmitglieder bei uns in Walldorf von heute ca. 4.400 in den nächsten 15 Jahren auf 3000–3.300 und bis 2060 auf 2.000–2.500 zurückgehen. Die Auswirkungen auf die Fähigkeit unserer Gemeinde, seelsorgerisch, diakonisch und gesellschaftlich zu wirken, kann sich jeder vorstellen. Doch die Forscher zeigen auch auf, dass es so nicht kommen muss. Denn neben dem demographischen Wandel als wesentlichem Treiber des Rückgangs sind die unterlassenen Taufen bei Kindern mit evangelischem Elternteil sowie die Folgen der Kirchenaustritte der letzten Jahre sowie die unterstellte Fortsetzung der Austrittsdynamik genauso stark für das Schrumpfen der Gemeinden verantwortlich.
Doch hier kann Kirche – kann jeder von uns – etwas dagegen tun. Jede/r kann seine Entscheidung für die Kirchenmitgliedschaft bekennen und in Familie, Schule, Beruf und Verein offen vertreten, kann versuchen, Menschen zu überzeugen, warum die Kirche – gerade hier in Walldorf – wichtig ist und bleiben muss. Und so wird es auch eine wesentliche Aufgabe des neuen Kirchengemeinderats sein, nach Wegen zu suchen, Menschen, denen die Kirche fremd geworden ist, wieder neu zu überzeugen. Zu überzeugen von der Botschaft Jesu und von der Solidargemeinschaft der Christinnen und Christen, die nicht nur Heimat bietet, sondern auch aktiv wird – füreinander und für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft!