Gedanken zur Himmelfahrt

Jedes Jahr feiern wir 40 Tage nach dem Osterfest die Himmelfahrt Jesu. Aber ist Jesus wirklich „aufgefahren in den Himmel“, wie es im Glaubensbekenntnis heißt? Wer die Bibel aufschlägt, wird überrascht feststellen, dass die meisten Evangelisten und auch Paulus von einer Himmelfahrt Jesu gar nichts wissen. Ausnahme: Der Evangelist Lukas. Lukas, der auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist, berichtet davon im 1. Kapitel. Wenn bei den anderen Evangelisten und bei Paulus Jesus schon bei seiner Auferstehung „erhöht“ wurde, warum erzählt dann Lukas so ausführlich von der Himmelfahrt Jesu? Vielleicht, weil Lukas ein guter Schriftsteller war und er wusste „Erhöhung zu Gott“ – darunter konnten sich griechische und römische Leser nichts vorstellen. Himmelfahrt dagegen – das ist irgendwie anschaulicher.

Aber wie ist das für uns heute? Können wir uns noch etwas unter Himmelfahrt vorstellen? Vielleicht geht es weniger um die Vorstellung, dass Jesus in den Himmel „fährt“, als darum, dass er in diesem Moment seinen Jüngern zusagt, dass sie nicht verzagen sollen, dass es Zukunft und Hoffnung geben wird und auch wenn Jesus für sie nicht mehr sichtbar und greifbar ist, ihnen nun der Himmel offensteht. Aber es herrscht nicht nur große Freude und Zuversicht bei denen, die zurückbleiben. Da ist auch Ratlosigkeit. Die Jünger, so erzählt Lukas, starren Jesus hinterher, als könnte man das Rad der Geschichte noch einmal zurückdrehen. Himmelfahrt ist hier wie ein Schock, eine Überrumpelung. Eine Geschichte vom Verlassen werden: Einer geht und andere bleiben zurück. Und so stehen sie dann und spüren, wie ihnen aus der Hand gleitet, was sie nach Ostern so sicher bei sich meinten. Sie sehnen sich nach etwas, das Halt verspricht.

Wenn wir am nächsten Donnerstag Himmelfahrt feiern, dann wollen wir uns auch an das Band zwischen Himmel und Erde erinnern, dass wir brauchen, um aufrecht, getrost und zuversichtlich zu leben – auch in einer zerrissenen Welt. Denn vieles in dieser Welt ist gerade „zum Himmel schreiend“. Denn der Mensch kann nicht auf Erden leben, wenn er nicht in Kopf und Herz ein Stückchen Himmel hat!

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