Auf dem Grund des Bechers der Wissenschaft wartet Gott

Auf dem Grund des Bechers der Wissenschaft wartet Gott

– Vortrag von Dr. Eduard Thommes aus Heidelberg

(wp) „Physik ist trocken und kompliziert. Wissenschaft widerlegt Religion. Religion ist nur eine andere Art von Verschwörungstheorie.“

ie Erwartungen der Besucher waren auf einiges eingestellt, doch als gemeinsame Veranstaltung des Frauenkreises Mittendrin und des Männerstammtischs und mit einigen guten Vorschusslorbeeren aus vorangegangenen Vorträgen hatten sich doch ca. 40 Gäste überwunden, fast alle hatten mit Physik gar nichts am Hut, und ihrem Interesse die Oberhand erlaubt.
Der Gastredner, Dr. Thommes vom Institut für Theoretische Physik der Universität Heidelberg, ist ein begeisterter Beobachter der Natur bis in die „unendlichen Weiten“ des Weltraums und bekennender Christ.

War für Newton die Welt noch an dem angelehnt, was wir direkt erfahren können – Weg, Zeit, Kräfte – so machte Einstein die Feststellung, dass sich die Lichtgeschwindigkeit unter keinen Umständen verändert. Dies führte zu der Schlussfolgerung, dass die Länge von Zeitintervallen und von Strecken nicht absolut sind, d.h. vom Bewegungszustand des Betrachters abhängen und dass sich der Raum krümmt. Diese doch so kompliziert anmutenden Relativitätstheorien Einsteins wurden dem gebannten Publikum so anschaulich dargebracht, dass sie dem wie selbstverständlich folgten, den Schwarzen Löchern, der dunklen Materie, auch den Erkenntnissen der Quantentheorie von Heisenberg, den Quarks und in kurzer Erwähnung sogar der Stringtheorie.

Die Essenz all dieser Ausflüge machte klar, wir können uns ganz viel vorstellen, Theorien aufstellen, die Konsequenzen berechnen und tatsächlich den Beweis derer Richtigkeit finden (im Gegensatz zu Verschwörungstheorien). In jedem Fall stoßen wir in der Wissenschaft aber immer auch an Grenzen, jenseits derer wir gar nichts mehr beobachten und nachweisen können.

Alles danach ist Theorie, Glaube – auch Religion? Die Hintergrundstrahlung des Urknalls, liefert ein buntes Muster, wie eine Landkarte des Himmels. Ist das das Antlitz Gottes?

Ist die Vorstellung von Gott einfach alles das, was wir uns nicht mehr wissenschaftlich erklären können? Oder liegt bereits in der Tatsache, dass es uns geben kann, wir mit unseren menschlichen Formeln errechnen können, wie es sein sollte, und es dann auch so bestätigt vorfinden, schon das Wunder? Steht die Evolution im Widerspruch zur Religion oder legte einst ein Gestalter die Umstände so, dass sich Evolution bilden kann. Die Wissenschaft kann erfassen was ist, aber es bleibt offen, was die Triebfeder, der Ursprung, der Gestalter sein mag, so Dr. Thommes.

Viele bekannte Wissenschaftler waren Atheisten und sind im Lauf Ihrer Forschungen religiös, z.B. zu Christen geworden; zahlreiche Zitate großer Namen belegen das. Werner Heisenberg sagte: „Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Nein, die Wissenschaft kann Gott nicht widerlegen, aber sie kann ihn auch nicht beweisen; sie kann auch nicht sagen, ob es eine bessere oder schlechtere Religion gibt. Die Wissenschaft spielt sich ganz einfach auf einer anderen Ebene ab als die Religion. Man muss das bewusst trennen, alles andere ist falsch und gefährlich. Die Erkenntnis des Abends!

Die erste Erwartung an einen Physikvortrag macht oft skeptisch, aber auf dieser Veranstaltung wartete das lebendige Vergnügen!

 


Foto: Pflästerer

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