In welchem Style sollen wir bauen?

 

Heinrich Hübsch, ein badischer Architekt, der im 19. Jahrhundert wirkte und unter anderem an der Wiedererrichtung des Westwerkes am Speyerer Dom beteiligt war, hat so eine seiner Schriften genannt. Vom Bereich der Architektur lässt sich diese Frage auch auf den Orgelbau übertragen. Wird eine neue Orgel geplant, so liegt das Augenmerk hauptsächlich auf der Zusammenstellung der Register, der sogenannten Disposition. Und innerhalb der (neuzeitlichen) Orgelbaugeschichte gibt es wahrlich nicht nur einen Baustil.
Genau da fangen sich die Geister an zu scheiden: der eine liebt den Klang der Barockorgeln, die andere schwärmt von den Orgeln der französischen Symphonik und würde solch eine Orgel auch gerne in der eigenen Kirche stehen haben.
Unsere Steinmeyer-Orgel wurde in einer Zeit gebaut, in der die Orgel des Barocks als Vorbild gesehen wurde: man spricht vom neobarocken Orgelbau. Zu den „barocken“ Registern kamen dann noch einzelne Klangfarben mit entlegenen Teiltönen wie Nonen oder Septimen dazu. Hauptsache: nicht romantisch bauen – das war der Stil, der sich bis ca. 1925 in der Orgelbauszene hielt und im Neobarock natürlich ein No-Go war.
Die Register mit entlegenen Teiltönen gab es auch in unserer Orgel – diese wurde aber schon ca. 20 Jahre nach ihrer Errichtung ausgebaut. Ihre neobarocke Herkunft versteckt sie aber trotzdem nicht. Mit der Erweiterung um die heute gar nicht mehr so verpönten romantischen Register hat die Gemeinde nach der Sanierung ein Instrument, das man tatsächlich als universal ansehen könnte. Auch neue Orgeln baut man heute oft universal – das heißt, es lassen sich alle Musikepochen sehr authentisch auf einer Orgel darstellen.

Die Haussammlung und das Ergebnis des Bazars kommen der gerade erfolgenden Renovierung der Orgel zu gute.

Weitere Informationen zur Orgelrenovierung finden Sie hier: ORGEL-BLOG

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