Konfis beschäftigen sich mit Sterben und Tod

Inzwischen gehört es zum Konfi-Kurs dazu und führt auch zu regem Nachdenken und Diskutieren unter den Jugendlichen: die Beschäftigung mit dem Sterben und dem Tod im November.

An einem Nachmittag geht es dabei zunächst um die eigenen Erfahrungen mit dem Thema in der eigenen Familie oder im Freundkreis. Und wir sind immer überrascht und freuen uns darüber, wie viele Erfahrungen schon da sind und wie offen und persönlich die Konfis darüber sprechen.

Am Konfi-Samstag zum Thema wird dann die Frage auf den Tisch gebracht: Was ist da nach dem Tod? Ist da überhaupt etwas? Da geht es dann an ganz persönliche Ansichten. Und wir merken immer wieder, dass es natürlich auch die rationale Ansicht gibt, dass mit dem Tod alles aus ist. Dass aber bei eigentlich allen eine Sehnsucht danach da ist, dass das nicht alles ist. Und dann gibt es da Bilder, die die Jugendlichen malen können von der Existenz nach dem Tod: Bilder vom Fliegen können, von Licht und Geborgenheit. Wir sind immer wieder beeindruckt.

Den Abschluss des Kurses bildet normalerweise unser Gang auf den Walldorfer Friedhof. Dort finden wir bei einem Rundgang ganz unterschiedliche Formen von Gräber, interessant und nachdenklich machende Symbole auf den Gräbern. Aber auch Gräber von Verwandten, Bekannten und Freunden, die immer wieder zum Innehalten einladen.

 

Pogromgedenken in Walldorf am 9. November: 

Erinnerung schafft Zukunft

In diesem Jahr hat sich an den Konfi-Tag zu Sterben und Tod direkt die Gedenkfeier anlässlich des Walldorfer Pogroms am 9./10. November 1938 angeschlossen.

Mehr als 160 Menschen fanden sich bei Dunkelheit auf Einladung von Evangelischer Kirche und Heimatfreunden am Jüdischen Friedhof zusammen. Uwe Boch begrüßte kurz und dann übernahm Andy Herrmann. Er sprach anschaulich über die Geschichte des jüdischen Lebens in Walldorf. Über Nanny Weil, deren Schuhgeschäft völlig verwüstet wurde, und deren Untermieterin Anna Klein sich aus Verzweiflung über das Pogrom, das sie beobachten und erleben musste, sich am Folgetag des Pogroms im Oberdorf das Leben nahm. An ihrem Grabstein standen wir und wurden daran erinnert, dass das mitten in unserem beschaulichen Ort bei hellem Tageslicht passiert ist.

Die Gruppe zog dann weiter in Richtung Hauptstraße. Immer wieder wurde Halt gemacht und die Konfis legten an den Stolpersteinen in der Straße Rosen nieder und stellten brennende Kerzen ab.

Auf dem Schlossplatz dann erzählt Andy Herrmann von der Zerstörung der Synagoge. Sie wurde nur deshalb nicht angezündet, weil sie so eng ins Oberdorf eingebaut war und man Angst vor einem großen Brand hatte. Es wurde in den Erzählungen lebendig, dass da Menschen gekniet haben vor den Angreifern, damit man ihre Häuser nicht abbrannte. Dass Hausrat und Schuhe auf die Straße geworfen und vor den Augen der Besitzer angezündet wurden.

Betroffen ging es weiter, an anderen Stolpersteinen entlang bis in die Evangelische Kirche. Dort erinnerte Bürgermeister Renschler daran, dass diese Eskalation der Verrohung nicht aus dem Nichts kam. Sondern sich in Sprache und Handlungen schon seit Jahren angekündigt hatte. Im Pogrom kam es dann zum Ausbruch und buchstäblich ans Tageslicht, wes Geistes Kind die Nazis waren. Und er wünschte sich nichts mehr, als dass wir wachsam bleiben und der schleichenden Verrohung und der Verschiebung der Grenzen des Sagbaren heute entschieden und bewusst entgegentreten.

Wir sind sehr froh, dass wir in Walldorf so große Resonanz finden für Veranstaltungen wie diese. Und wir sind der Stadt dankbar, dass wir dort nicht nur Wohlwollen finden, sondern immer Unterstützung und aktive Beteiligung.

 


Fotos: Boch

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