Pfingsten

Neulich, in einer beliebten Internetkolumne, liebe Leser: „Ich finde Weihnachten ja toll (es gibt Weihnachtbäume) und Ostern auch (der Osterhase bringt Eier), selbst Himmelfahrt (am Vatertag kann man mit den Kumpels saufen gehen), aber wtf* ist Pfingsten?“

*wtf = Abkürzung für whatthefuck (freundlich übertragen etwa: „was zum Teufel“)

So geht es wohl vielen Menschen in unserer Gesellschaft. Was zum Teufel ist Pfingsten?

An Pfingsten haben wir kein Symbol mehr, keinen eindeutigen Anlass zum Feiern. Okay, es gibt Ferien, die der eine oder die andere nötig braucht. Aber rechtfertigt das einen kirchlichen Feiertag? Allerdings meine ich, es täte uns gut, Pfingsten wieder ernster zu nehmen. Nicht nur, weil die Politik und vor allem die Wirtschaft Begehrlichkeiten beim Pfingstmontag entwickeln könnten. Vor allem aber, weil kein Fest so deutlich Alternativen zum Leben in unserer Gesellschaft aufzeigt. Von einem neuen Geist ist da die Rede, der unsere stressbedingte Oberflächlichkeit vielleicht durchdringen könnte. Sodass wir uns auf die entscheidenden Lebensgrundlagen besinnen können: Aufeinander achten, füreinander da sein, sich selbst Ruhe und das gönnen, was einem guttut. Und an Pfingsten sprechen wir von einer neuen Sprache, die es uns möglich macht, uns endlich wieder zu verstehen. Damit wir es wieder lernen, unsere Mitmenschen ernst zu nehmen. Und das inzwischen schon Angelernte (und Anerzogene): „Ich muss schauen, wo ICH bleibe. Alles muss zu MIR passen im Leben“ nicht eine Gesellschaft von Individualisten entstehen lässt.

Manche würden sagen: Pfingsten ist doch der Geburtstag der Kirche! Ja, genau! Aber nicht der Kirche, die als Institution so schwierig geworden ist für unsere Gesellschaft. Sondern der Kirche, wie sie gedacht ist. Ein Idealbild menschlichen Zusammenlebens, so wie Gott es sich für uns schon immer vorgestellt hat: Keine Grenzen, keine Mauern, keine Machtspielchen, keine Karrierekämpfe, kein Gerenne um Noten oder Einfluss. Sondern ein Leben, das gemeinsam gestaltet wird und für jeden einen Platz hat.

Traumvorstellungen? Vielleicht! Aber was hilft uns Menschen noch, uns weiter zu entwickeln? Doch nur Träume.
In diesem Sinne: Frohe Pfingsten und schöne Pfingstferien!

 


Foto: pixabay

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