Weitreichende Entscheidung – auch für Walldorf!

In der letzten Oktoberwoche 2021 trat die Landessynode der badischen Landeskirche zu ihrer Herbsttagung zusammen. Zentrales Thema war die Grundsatzentscheidung für den landeskirchlichen „Strategieprozess“. Das klingt abstrakt, hat aber sehr konkrete Auswirkungen für alle evangelischen Kirchengemeinden in Baden.
Es geht nämlich um drei Fragen:

  1. Wie viele Pfarrer/-innen und Gemeindediakon/-innen werden künftig in den Gemeinden Dienst tun?
  2. Welche Pfarr- und Gemeindehäuser, ja sogar: Welche Kirchen bleiben erhalten?
  3. Wie viel Geld bekommen die Kirchengemeinden aus den Kirchensteuern zugewiesen?

Die Entscheidung der Synode für alle 3 Bereiche: 30% WENIGER!

Die Begründung für die Entscheidung fasst die Landeskirche unter den Begriffen „TRANSFORMATION UND REDUKTION“ zusammen: Unsere Gesellschaft und mit ihr unsere Kirche steht vor großen Veränderungen, z.B. durch Individualisierung, Digitalisierung, Mobilität und den Klimawandel. Dazu kommt, dass die Mitgliedschaft in der Kirche für zunehmend mehr Menschen nicht mehr selbstverständlich ist und daher an Bedeutung verliert. In der Folge gehen Kirchenmitgliederzahlen zurück, was sich unmittelbar auf die personellen und finanziellen Möglichkeiten der Kirche auswirkt.

Auch die Kirchengemeinde Walldorf hat heute bereits etwa ein Viertel weniger Mitglieder als noch vor 30 Jahren und aufgrund des demographischen Wandels wird sich dies in der Zukunft kaum umkehren. Diese Entwicklung der Mitgliederzahlen gilt für die ganze Landeskirche. Wenn aber weniger Menschen durch ihre Kirchenmitgliedschaft die Kirche unterstützen (nicht zuletzt durch ihre Kirchensteuer, die ca. 75% der Ausgaben des landeskirchlichen Haushaltes finanziert), dann können die kirchlichen Strukturen nicht bleiben, wie sie sind. Kirche muss sich neu fragen: Wofür sind wir da? Wie können wir unserem Auftrag gerecht werden? Wie kommen wir mit den Menschen in Kontakt? Und wie soll all das mit künftig weniger Personal, weniger Gebäuden und weniger Haushaltsmitteln gelingen?

Bereits 2020 hatte die Landessynode beschlossen, dass die Ausgaben der Landeskirche bis 2032 langsam, aber sicher, um 20 % reduziert werden. Zudem sollen weitere 10 % der Mittel wichtige Projekte, etwa die Digitalisierung und Klimaschutzmaßnahmen ermöglichen. Das bedeutet, dass spätestens ab 2032 für alle bisherigen Arbeitsbereiche 30 % weniger Finanzmittel zur Verfügung stehen.

Das betrifft das kirchliche Personal: Pfarrer:innenstellen und Diakon:innenstellen werden eingespart werden müssen. Das betrifft aber auch die kirchlichen Gebäude: Gemeindehäuser und selbst Kirchen müssen einer eingehenden Prüfung unterzogen werden, ob sie weiter finanzierbar sind. 30 % weniger Geldmittel werden auch an Walldorf nicht spurlos vorübergehen. Das bedeutet, dass wir nicht auf Dauer mit 2,5 Personalstellen für Pfarrer:innen und Diakon:innen rechnen können. Und es bedeutet ebenso, dass wir Lösungen für unsere drei Gebäude (Kirche, Gemeindehaus und Kindergarten) finden müssen und werden. „Wer aufbricht, muss Abschied nehmen und sich von Liebgewordenem trennen“, erklärte Landesbischof Cornelius-Bundschuh in seiner Eröffnungspredigt der Herbstsynode 2021 Ende Oktober. Es ist klar, dass Strukturen, die wir seit Jahrzehnten gewohnt sind, Halt und Sicherheit geben, so der Landesbischof: „Aber wenn der Erhalt des Gemeindehauses zur Bekenntnisfrage wird oder die Kooperation mit einer anderen Gemeinde zu einem Streitpunkt, der Gemeinschaften zerreißt, dann drohen wir unseren eigentlichen Auftrag aus den Augen zu verlieren“. Unter den Stichworten „Reduktion und Transformation“ sollen einerseits die 30 % Finanzmittel eingespart werden (Reduktion), und andererseits die Kirche so verändert werden (Transformation), dass sie weiter ihre Kernaufgaben erfüllen kann. Die großen Linien der Einsparungen werden dabei von der Landeskirche vorgegeben. Wie es aber vor Ort umgesetzt wird, dafür sind die Kirchenbezirke zuständig. Und das bedeutet, dass sich die Haupt- und Ehrenamtlichen hier bei uns im Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz nun auf den Weg machen‚ um bis Ende 2023 die nötigen Entscheidungen zu treffen: Wo werden die dem Kirchenbezirk zugewiesenen Pfarrstellen sinnvollerweise eingesetzt? Wo arbeiten die Gemeindediakon:innen in Zukunft? Und: Welche Gebäude müssen erhalten werden und welche leider aufgegeben? Die Kirchengemeinde Walldorf wird dabei durch ihre Bezirkssynodalen, sowie im Bezirkskirchenrat durch Holger Lehmann und in der Strategiegruppe des Kirchenbezirks durch Rachel Pütz vertreten. Wir werden natürlich regelmäßig über die Planungen und nicht zuletzt die konkreten Auswirkungen auf die Walldorfer Gemeinde berichten. Wichtig bleibt die Erkenntnis, dass wir vieles vor Ort in der Hand haben: Menschen davon zu überzeugen, in der Kirche zu bleiben oder (wieder) einzutreten – sich in und für die Kirchengemeinde engagieren, dafür braucht es jede und jeden Einzelnen. Ihre Kirchengemeinde braucht Sie! Damit Kirche in Walldorf Zukunft hat.

 

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