punktsieben: Konflikte im Cyber-Raum

punktsieben: Konflikte im Cyber-Raum – Dr. Kerstin Zettl-Schabath 

am 6. Juli um Punkt 7, 19 Uhr im Gemeindehaus

Groß war das Interesse am vergangenen Sonntag, als Frau Kerstin Zettl-Schabath zu uns ins Gemeindehaus kam. Frau Zettl-Schabath arbeitet als Expertin für Cybersicherheit bei einem privaten Unternehmen, das Dienstleistungen zur Sicherung von IT-Strukturen für Firmen anbietet.

Sie selbst bezeichnete ihren Vortrag am Ende als „Wilden Ritt“ durch die Landschaft der Cybersicherheit – und das war sehr zutreffend.

Die Zuhörer erhielten eine Einführung in die derzeitigen Möglichkeiten, die Staaten nutzen können, um die Strukturen anderer Staaten anzugreifen oder arbeitsunfähig zu machen. Klar wurde vor allem: Der „Cyber-Krieg“ findet unter ganz anderen Voraussetzungen als der analoge Krieg statt: Die Auseinandersetzungen im Cyber-Raum werden von Staaten, Einzelpersonen oder Organisationen durchgeführt. Diese sind, wenn sie wollen, anonym, und ihr Ziel ist nicht die physische Vernichtung eines Gegners, sondern die informationstechnische Ausschaltung oder zumindest Störung.

Bisher erfährt die Öffentlichkeit vor allem von sogenannten „Ransomware“-Angriffen: Firmen oder auch Privatleute werden zu Geldzahlungen erpresst, damit ihr gekaperter Computer wieder freigeschaltet wird. Es ist bekannt, dass sowohl einzelne Hacker als Staaten (Nordkorea) diese Form der Erpressung praktizieren.

Auch Cyberspionage, etwa in der Industrie, oder auch Sabotage sind möglich.

Ohne dass die Öffentlichkeit es mitbekommt, sind Firmen wie der Arbeitgeber von Frau Zettl oder auch staatliche Organisationen wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dauerhaft damit beschäftigt, immer neue Bedrohungen zu erkennen und Gegenmaßnahmen zu erarbeiten.

Man kann davon ausgehen, so Zettl-Schabath, dass jeder moderne Staat in diesem Bereich aktiv ist. Besonders hob sie die USA, Russland, China, den Iran und Nordkorea hervor. Das Spektrum staatlicher Cyberangriffe reicht von Erpressung zur Geldbeschaffung bis hin zur Sabotage ganzer Informationsnetze in einzelnen Staaten.

Man kann laut Zettl-Schabath noch nicht von einem ausdrücklichen Cyber-Krieg sprechen. Die Cyberangriffe flankieren aber immer stärker die kriegerischen Maßnahmen auf den Schlachtfeldern und gewinnen mit einer zunehmenden Digitalisierung von Kriegsgerät (Drohnen usw.) eine wachsende Bedeutung.

Wir danken Frau Zettl-Schabath für diese fachkundige und lebhafte Einführung in ein Thema, das uns alle betrifft, für wenige aber zugänglich ist.

 


Foto: Dörlich

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