Shalom Shabbat

 

„Holla, die Waldfee“, ist nicht wirklich, was wir in der arabischen Altstadt Jerusalems erwarten, als wir durch die Gassen des Basars schlendern. Ein freundlicher Araber, der uns seine Waren anpreist, erklärt akzentfrei, er sei nie in Deutschland gewesen. Völkerverständigung bei ausgelassenem Lachen!

Als Walldorfer Botschafter sind wir unterwegs im heiligen Land. Im christlichen Kibbuz Nes Ammim helfen wir den meist holländischen oder deutschen Volontären, Unterkünfte zu weißen, wuchernden Oleander zu frisieren oder schließlich Brunnen und Ansehen des House of Prayers and Studies vom Schlick zu befreien. Unsere frühere Pfarramtssekretärin Ursula Stoldt als erfahrene „Nes Ammimerin“ steuert Geschichten und Geschichte bei. Beim Flunkyball und Bar-Abend werden Kontakte geknüpft. Unserem Suchen nach geistiger Einkehr wird die gemeinsame Feier Erev Shabbat gerecht, die in harmonischen Wechsel von Gesang, Wein und koscherem Essen den jüdischen Shabbat einläutet.

Ausflüge zeigen uns die religiöse und ethnische Vielfalt: Shavey Zion präsentiert christlichen Fundamentalismus – was uns emotionale Diskussionen beschert, Lokhamei ha-Geta’ot führt uns – wie später Yad Vashem – die bittere Erinnerung an den Holocaust, aber vor allem den Aufbruch des jüdischen Volkes vor Augen. Im Küstenort Akko begegnen uns Kreuzfahrerburg und -tunnel, osmanische Moscheen und ein verwunschenes Altstadtlabyrinth, in dem man sich gern verlieren möchte und kann.

Tati Weiß, ehemals Pfarrerin in Baden, seit 30 Jahren aber dem Israel-Tourismus zuträglich, begleitet uns nach getaner Arbeit zu Stätten der biblischen Geschichte: Besichtigungen am See Genezareth, Petrusfisch zum Mittag in Kafarnaum (etymologisches Urbeispiel unseres „Kaffs“), Taufen am Jordan, die hitzige Wüste um Jericho – alles mehrere hundert Meter unter dem Meeresspiegel. Mit dem Bus steigen wir auf, im Tunnel unter dem Ölberg hindurch, als wir im blendenden Licht Jerusalem erblicken.

 

 

Auf nach Jerusalem

Ecce Homo im muslimischen Viertel in Jerusalem ist für die nächsten Nächte unser Heim. Von der Dachterrasse an der Via Dolorosa mitten in der arabischen Altstadt schauen wir auf die Viertel der verschiedenen Weltreligionen. Neben der großen Synagoge winkt der lutherische Kirchturm unweit der Grabeskirche. Zur anderen Seite leuchtet die goldene Kuppel des Felsendoms auf dem Tempelberg, morgens um 3:38 Uhr überdeckt der Muezzin die Stadt mit seinem Ruf vom benachbarten Minarett.

Unsere Reiseleiterin Tati zeigt uns die aus der Schrift bekannten Stätten – ganz real. Der Garten Gethsemane mit Olivenbäumen aus Jahrhunderten, die Grabeskirche ein Hort der Unruhe zwischen unseren christlichen Konfessionen. Die Klagemauer, unterirdisch fortgeführt auf antikem Niveau entlang des Tempelberges. Trotz allen Trubels das Gefühl, dass dieser Ort besonders ist, Zentrum der Welt für Massen der Menschheit.

Dem Abschluss der Reise entgegen: Auf dem eindrucksvollen Plateau von Masada am südlichen Ende des Toten Meers, zeugen Ruinen tragisch davon, wie Römer im Jahr 74 die letzten „Rebellen“ des jüdischen Volkes in den Freitod trieben und damit die 2000-jährige Diaspora der Juden besiegelten.

Im Anschluss „Hände hoch“ im Toten Meer – es trägt wirklich… Vor Ankunft am Flughafen verzückt unser Busfahrer Shabi mit Falafeln, geliefert im Kreisverkehr! Das so widersprüchlich bezaubernde, moderne Israel lässt uns an leckeren Erinnerungen knabbern und macht hungrig auf eine Rückkehr.

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