Zukunftspapier kontrovers diskutiert – auch in Walldorf?!

Unter dem Motto „Kirche auf gutem Grund“ hat die Evangelische Kirche in Deutschland im Juni 2020 elf Leitsätze veröffentlicht (www.ekd.de). Angesichts schwindender wirtschaftlicher Ressourcen und der zunehmenden gesellschaftlichen Säkularisierung sollen diese als Basis für die Diskussion und Entscheidungsfindung über die Weiterentwicklung der evangelischen Kirche dienen.

Alle Kirchenmitglieder sind aufgerufen, sich an dieser Diskussion über info@ekd.de oder #KircheMorgen zu beteiligen, bevor die Synode der EKD – das höchste Gremium unserer Kirche – im November über das Papier berät. Erste Rückmeldungen zeigen, dass insbesondere die Thesen zur Zukunft der Ortsgemeinden sowie zum christlichen Profil der Kirche stark diskutiert werden. Themen, die auch die Zukunftswerkstatt der Evang. Kirchengemeinde Walldorf im vergangenen Jahr sehr bewegt haben: Was macht uns als Kirche vor Ort aus – natürlich das sozial-diakonische Engagement, aber die Kirche ist mehr als nur eine soziale Bewegung. Wie also können, ja müssen Seelsorge und Verkündigung in Walldorf ausgestaltet sein, um möglichst viele Menschen in unserer individualisierten Gesellschaft zu erreichen – und dies bei schrumpfender Finanzkraft und daher abnehmender hauptamtlicher Mitarbeiteranzahl?

Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, hat das Zukunftspapier nun gegen die Kritik verteidigt, es ziele auf die Aufgabe der ortskirchlichen Gemeindestruktur. Das Zukunftsbild sei selbstverständlich kein kirchliches Ruinenfeld aus verlassenen Dorfkirchen und verkauften Pfarrhäusern. Alle Entscheidungsträger wüssten um die Bedeutung eines weit verzweigten Netzes ortsnaher Gemeinschaften, in denen jeder weiß, dass da jemand ist, an den man sich wenden kann. Dennoch könne angesichts der nackten Zahlen der Mitgliederentwicklung und Finanzen die Botschaft nicht in einem „Weiter so“ liegen, gerade weil Pfarrerinnen/Pfarrer und Gemeindediakoninnen/Gemeindediakone auch künftig ausreichend Zeit für Seelsorge und Verkündung haben sollen.

Die Kirche müsse sich daher mit Blick auf ihre Zukunft fragen, was die Menschen brauchen und ersehnen und welche Institution Kirche es dazu braucht, um die gute Botschaft des Evangeliums dort hineinzusprechen. Wenn man diese Frage so radikal stelle, dann sei alles auf dem Prüfstand, so Bedford-Strohm, und es könne auch keine Dinge mehr geben, die „unantastbar“ sind. Er wies dabei auf die Tendenz der Kirche hin, Dinge fortzuführen, die ihre Zeit eigentlich schon gehabt hatten, und dazu dann immer wieder neue Angebote hinzuzufügen. Das, so stellte der Ratsvorsitzende klar, geht nicht mehr, auch deshalb nicht, weil das Geld dazu nicht mehr vorhanden ist. „Wir müssen jetzt das Neue machen“, so seine Botschaft. Was das konkret für die jeweiligen Landeskirchen und Gemeinden bedeutet, wird aber nicht „von oben“ verordnet. Sondern dem föderalen und demokratischen Aufbau der evangelischen Kirche entsprechend in den Landeskirchen und Gemeinden vor Ort entschieden. Auch wir in Walldorf werden uns der Frage stellen müssen, welche Kirche wir sein sollen und wollen. Dazu braucht es jedes Mitglied unserer Kirchengemeinde!

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