Das Buch „Die aufgeregte Gesellschaft“ hatten Stadtbücherei und PunktSieben zum Anlass genommen, dessen Autor Philipp Hübl nach Walldorf einzuladen. Im einmal mehr sehr gut besuchten Gemeindehaus beleuchtete der Philosophieprofessor aus Berlin die zunehmend polarisierten Gesellschaften weltweit. Insbesondere anhand der Erkenntnisse zahlreicher Studien der Verhaltenspsychologie untermauerte er seine These, dass der wachsende Zulauf rechtspopulistischer Bewegungen gerade in der westlichen Welt seine Ursachen in der Angst mancher gesellschaftlicher Gruppen vor der Bedrohung ihrer kulturellen Identität habe. Während die Mehrheit der Menschen vor allem in der westlichen Welt grundsätzlich positiv auf die Chancen und Herausforderungen der Globalisierung reagiere, stellten für manche die sich auflösenden Grenzen und das Neben- und Miteinander unterschiedlicher Sitten und Ideen eine existenzielle Bedrohung dar. Doch Abgrenzung, die Solidarität nur mit der eigenen Gruppe, geschehe nicht nur hinsichtlich von Nationalitäten oder Kulturen. Angesichts unserer individualisierten, auf den schnellen Reiz ausgerichteten Lebens- und Medienwelt würden solche Konflikte immer kleinteiliger: Fleischesser gegen Vegetarier, Fahrrad- gegen SUV-Fahrer usw. – die Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Dabei seien die Muster immer die gleichen: Glorifizierung der eigenen Gruppe – Verunglimpfung der anderen. Ein Diskurs, das heißt die Begründung des eigenen Standpunktes, sei dann nicht mehr gefragt. Bestes Beispiel seien hier die Talkrunden im Fernsehen, in denen nur noch Meinungen verkündet und nicht mehr begründet werden. Auch wenn Professor Hübl kurzfristig eine noch verstärkte Polarisierung erwartet, äußerte er sich zum Abschluss – verhalten – hoffnungsvoll. Denn auch wenn es nicht so scheine – die weltweite Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg zeige einen sukzessiven moralischen Fortschritt. Nicht zuletzt verwies er auf die junge Generation, die wie nie zuvor von Bildung und Freiheit profitiere und der die Zukunft gehöre.